#10 . Das Eindecken und Zudecken und Aufdecken.

Tauchen. Das ist unsere von der Vorsehung verordnete Hauptaufgabe. Tauchen. In der Tiefsee oder in der Badewanne. In die Augenblicke oder den schwindenden Tag. Über die Wellen oder in sie hinein. Wir tauchen unter oder auf. Aber schlussendlich tauchen wir immer ein. Es ist also nicht nur ein Tauchen, sondern ein Eintauchen. Und wer es schafft, in etwas derart fallengelassen einzutauchen, um dann regelrecht davon bedeckt zu werden, hat eines geschenkt bekommen: Zeitlosigkeit. Nun sind wir eingedeckt von und mit Zeitlosigkeit. Ein bisschen zugedeckt vom Schnee und jetzt, in dem gerade angebrochenen Zeitlospunkt: Aufgedeckt. Endlich wieder! Nach einer abgesperrten Zwangspause, einem Urlaub über dem Nebel oder dem unheimlichen Verstecktsein in den eigenen vier Wänden. Wir sind aufgedeckt und aufgetaucht: Dort, wo wir vor drei Wochen schon waren. Es ist ein bisschen wie ein Wiedersehen, ein Immer-Wiedersehen. Da sind alte Bekannte in neuer Frische oder neue Bekannte in alter Frische. Ganz egal; wir freuen uns, wir alle, dass wir an einer Idee weiterarbeiten können, die sich ständig im Dazulernen und Entdecken befindet. Eindecken. Zudecken. Aufdecken. Und eben: Entdecken. Jeden Moment.

Manchmal ist eine Rückkehr etwas Sehnsüchtiges, auch wenn man gar nicht viel Aufhebens darum macht. Aber ist es nicht so, dass man umso lauter in Freude taumelt, desto leiser man darauf gewartet hat? Wir sind jetzt wieder im Haus Nr. 24 und bereiten die Wände und Böden auf ihr neues Leben vor. Gerade rechtzeitig noch, bevor sich das Jahr vor seiner Vergangenheit verneigt. Jetzt kommen Böden in die Hülle und Wände auch. Es wandert das nächste Kapitel in die jahrhunderte lange Geschichte von Hägi Wendls Ständerbohlenbau. Es kommt Holz rein und Trasskalk, viel großartiges Wissen und ebenso großartige Unwissenheit; weil man auf keinen Fall, wirklich auf gar keinen Fall, alles wissen darf, bevor man die nächste Seite des Lebens umblättert. Und wir? Wir alle? Wir sind grad mitten drinnen im Umblättern und Nichtwissen. Es fühlt sich an wie ein Tiefseetauchgang.