Geschichte

Hägi Wendls. Das ist der Hausname. Er geht auf Wendelin Längle zurück, dessen Sohn Petrus 1820 vom Hägi-Rank in Buchebrunnen nach Muntlix geheiratet hat. Dort erbte seine frisch vermählte Maria Margretha Mittelberger ein damals schon sehr altes Haus, das Haus Nr. 24. Zumindest ab 1694 war das Gebäude samt Tenne im Besitz der Familie Georgius Mittelberger. Dendrochrono-logisch datiert ist das Stammhaus der Liegenschaft auf das Jahr 1458. Die Richtung des Holzes hat zur Eroberung Konstantinopels 1453 begonnen. Das Haus kennt also viele alte Geschichten.
Zurück aber nach Muntlix: Petrus‘ Sohn Peter hatte wieder einen Sohn: Johann Georg Längle, der Karolina Lampert 1891 heiratete und mit den gemeinsamen zehn Kindern auch in besagtem Haus lebte. Deren Tochter Antonia starb mit 24 Jahren, hinterließ aber eine ledige Tochter: Eleonore Längle, später Schnetzer. Sie ist heute 95 Jahre alt und lebt in der unmittelbaren Nachbarschaft. Das Haus Nr. 24 erbte sie von ihrem Onkel Siegfried Längle. Heute steht das Haus immernoch und ist inzwischen  von Eleonores Tochter Vroni an die Enkelin übergegangen: Silvia.

ca. 1950, Siegfried und Ludwina Längle

Bis über 15 Leute haben hier gleichzeitig gewohnt: Großfamilien und Alleinstehende, Krippenbauer und Schuster, Flüchtlinge und Soldaten, Landwirte und Leichenwagenfahrer. In der jetzigen Küche wurde geschlachtet, im Holzlager war früher der Schweine- und KuhStall. Der Heuboden ist inzwischen teilweise zum temporären Kulturraum umfunktioniert. Der Erdkeller ist nach vielen Jahren wieder Lager für das eigene Gemüse vom Acker nebenan. Und so sind wir angelangt im Jahr 2021, über 550 Jahre nach der Errichtung im Jahr 1458 und überlegen uns, wie es mit diesem Haus voller Erzählungen und Geschichten weitergehen soll. Wir wollen die Vergangenheit nach vorne übersetzen, dorthin, wo wir jetzt sind: In einer neuen Nachbarschaft, eingebettet in eine Region mit viel Potential und vollbepackt mit Ideen: Manche zum Verwerfen, andere dafür umso genialer.

Und wir?
Wir kommen aus der Gestaltung und aus dem Text, aus der Landwirtschaft und aus der Kultur ebenso. Daraus ergeben sich viele schöne Bereiche, die in eine Renovierung, in einen Umbau hineingedacht werden können. Das Haus Nr. 24 (ehemals Nr. 6, heute Arkenstraße 5) wartet nach Jahrhunderten der Nutzung und Umnutzung auf seine nächste Adaption ins Notwendige, seine Reduktion zu dem, was es sein soll und gleichzeitig auf ein Weiterdenken seiner Substanz, die nicht nur für uns als Raum und Zuhause funktionieren soll. Seit wir über eine Renovierung nachdenken, begleitet uns Martin Mackowitz, mit dem uns eine lange Freundschaft verbindet. Er wird uns auch in dieser Phase als Architekt und gestalterischer Begleiter zur Verfügung stehen. Dominik Abbrederis ist unser Baubegleiter und Lehmbauer, der uns in der Umsetzung ständig mit Lösungsansätzen versorgt.

Wir sind Silvia, Johannes und Junis. Und wir freuen uns, dass wir diejenigen sind, die das nächste Kapitel einer langen Geschichte mitschreiben dürfen. Mit euch und dem, was das Haus uns erzählt.