#18 . Das Jahr 1458.

Mit einem Mal erklimmt das Ausdenken, das Phantasieren und sich Ausmalen neue (oder uralte) ungeahnte Höhen. Mit einer Zahl ändert sich alles: Die Vorstellung und Aussicht, die Pflicht und Verpflichtung, die alten Geschichten und die neuen Erzählungen. Mit einem Mal drehen wir unser Denken um 400 Jahre weiter zurück als angenommen, in eine Zeit, von der wir fast nichts mehr anfassen können und fassen vielleicht noch viel weniger. Ganz plötzlich sehen wir uns konfrontiert mit einem langen Leben und Überleben, mit der Behutsamkeit, die es braucht, um diesen alten Geschichten eine neue Fortsetzung geben zu können, ohne die Ursprünge zu vergessen. Es ist das Holz, das uns von früher erzählt. Es war schon vor uns da und vor unserem Nachdenken. Deshalb holen wir das nach und denken uns nach hinten.

Mit einem Mal ist der wunderbare Klaus Pfeifer in unser Projekt gekommen, mit all seiner Expertise und einem großartigen Erzählergeist. Schon im vergangenen Winter hat er uns über die Bauweise dieses Hauses aufgeklärt, über seine Form der Konstruktion und darüber, dass solche Gebäude vor sehr langer Zeit gebaut wurden. Anhand von Bohrproben aus den Holzbohlen der West- und Ostwand, aus der Kellerdecke und dem Dachboden hat Klaus über die Jahresringe die Schlagdaten des Holzes ermittelt. Daraus lässt sich schlussendlich das Jahr des Baubeginnes ermitteln: 1458. Das ist schon lange her. Wir haben uns also gemeinsam mit Klaus tiefer in die Matriken der Familiengeschichte gegraben und wissen inzwischen, dass das Haus Nr. 24 ursprünglich das Haus Nr. 6 in Muntlix war. Es ist seit zumindest 1694 in Familienbesitz (Mittelberger / Längle / Keckeis). Weiter reichen die Aufzeichnung (bisher) nicht. 1941 wurde es im Bereich der Tenne renoviert. Wir graben am einen Ende in der Geschichte; und am anderen schreiben wir sie weiter.